Natascha, eine 19-jährige Pflegefachkraft aus München, stellt sich bei ihrem Hausarzt vor, weil sie seit einem Jahr ständig unter einer verstopften oder laufenden Nase sowie Juckreiz leidet. Ihre Symptome halten den ganzen Tag über an und verursachen erhebliche Beschwerden und Schwierigkeiten beim Tragen einer Maske bei der Arbeit. In den letzten Sommermonaten haben sich die Symptome leicht verschlechtert und sie litt unter Atemnot.
Erfahren Sie mehr darüber, wie die präzise Diagnose einer allergischen Rhinitis, einschließlich Allergensensibilisierungen, gestellt wurde.
Als Kleinkind litt Natascha unter einer Hühnerei-Allergie. Heute kann sie allerdings Eier in Backwaren vertragen.
Im Alter von 16 Jahren erlitt Natascha einen Asthmaanfall, als sie bei einer Freundin übernachtete, die eine Katze als Haustier hatte. Nach diesem Vorfall wurde von Ihrem Hausarzt Asthma diagnostiziert. Bei diesem Arztbesuch wurde in ihrer Krankenakte vermerkt, dass sie an kindlichem Ekzem gelitten hatte, das sich in den Teenagerjahren allmählich besserte und inzwischen weitgehend abgeklungen ist.
Bei einem früheren Termin bei einem Dermatologen wegen ihrem Ekzem wurde festgestellt, dass Natascha unter Dermographismus leidet.
Bei der Beobachtung von Natascha während des Arzttermins stellte ihr Hausarzt häufiges Schniefen, Nasenreiben und Mundatmung fest.
Ausgehend von Nataschas Anamnese könnte die Diagnose Rhinitis gestellt werden. Der nächste Schritt bei der Diagnosestellung wäre eine körperliche Untersuchung, einschließlich Untersuchung des Gesichts und einer Nasenspiegelung. Bei allen Patienten mit hartnäckiger Rhinitis sollte zudem auch das mögliche Vorliegen von Asthma abgeklärt werden. Dafür sollte eine Thoraxuntersuchung und ein Lungenfunktionstest, einschließlich Spirometrie oder Peak-Flow-Messung, durchgeführt werden.1
Um abzuklären, ob Nataschas Rhinitis allergischen oder nicht-allergischen Ursprungs ist, sollte ein spezifischer IgE-Bluttest oder Haut-Pricktest durchgeführt werden. In Nataschas Fall ist ein Haut-Pricktest aufgrund ihres dokumentierten Dermographismus allerdings kontraindiziert, sodass ein spezifischer IgE-Bluttest am besten geeignet ist.1 Im Vergleich zur Anamnese und körperlichen Untersuchung allein wird die Diagnosesicherheit durch das Hinzufügen eines spezifischen IgE-Bluttests um 64 % erhöht.2*
*Auf der Grundlage einer prospektiven multizentrischen Studie mit 380 Kindern unter 6 Jahren mit Symptomen von Ekzemen, pfeifendem Atmen/Asthma und/oder Rhinitis.2
Nataschas Hausarzt setzt den Diagnoseprozess mit einer körperlichen Untersuchung fort. Bei der Untersuchung ihres Gesichts fielen keine Besonderheiten auf, jedoch die Nasenspiegelung ergab eine Nasenmuschelhypertrophie mit klarem Sekret.
Bei der Untersuchung von Nataschas Brustkorb wurden keine offensichtlichen Anomalitäten festgestellt und die Ausdehnung des Brustkorbs war auf beiden Seiten gleich. Ihre Atemfrequenz betrug 18 Atemzüge pro Minute, und bei der Auskultation der Lungenflügel hörte der Hausarzt ein leichtes Pfeifen beim Ausatmen.
Als nächstes beschloss der Hausarzt einen spezifischen IgE-Bluttest anzufordern. Ausgehend von Nataschas Symptomen, Alter und lokalen Sensibilisierungsmustern wurden die geeigneten Allergene ausgewählt.
Aufgrund ihres Asthmas und der aufgetretenen Verschlechterung der Atemnot wurde Natascha zudem für einen Lungenfunktionstest an einen Allergologen überwiesen.
Test* |
Art |
Nataschas Ergebnisse |
Hausstaubmilbe (d1) | Gesamtallergen |
31 |
Lieschgras (g6) | Gesamtallergen |
17 |
Birke (t3) | Gesamtallergen |
15 |
Katzenschuppen (e1) | Gesamtallergen |
< 0,10 |
Alternaria alternata (m6) | Gesamtallergen |
8 |
Test |
Nataschas Ergebnisse |
Nasaler inspiratorischer Spitzenfluss | 52 l/min |
Exspiratorischer Spitzenfluss (PEF) | 310 l/min |
Prozentsatz prognostizierter FEV1 | 73 % |
Stickstoffgehalt in der Ausatmungsluft (FeNO) |
49 ppb |
Die Ergebnisse des spezifischen IgE-Bluttests zeigen an, ob der Patient gegen bestimmte Allergene sensibilisiert ist (also IgE-Antikörper aufweist). Spezifische IgE-Werte von ≥ 0,10 kUA/l weisen auf eine Sensibilisierung hin,3 und die Wahrscheinlichkeit, eine Allergie zu entwickeln, steigt mit zunehmendem spezifischem IgE-Spiegel.4 Die Ergebnisse sollten stets zusammen mit der Anamnese und der körperlichen Untersuchung interpretiert werden.1,5 Wenn sich die Testergebnisse mit der klinischen Anamnese decken, kann allergische Rhinitis diagnostiziert werden.1
In Nataschas Fall ergaben die spezifischen IgE-Testergebnisse, dass bei ihr eine Polysensibilisierung vorliegt, mit Sensibilisierung gegen Hausstaubmilben (HDM), Lieschgras, Birke und Alternaria alternata. Sie weist sehr hohe HDM-spezifische IgE-Konzentrationen auf, aber angesichts ihrer Anamnese überrascht, dass ihre Ergebnisse keine Sensibilisierung gegen Katzenschuppen aufweisen. Daher ist es wahrscheinlich, dass ihr Asthmaanfall, der während der Übernachtung bei ihrer Freundin auftrat, eher auf Hausstaubmilben als auf die Katze zurückzuführen ist – eine Tatsache, die ausgehend von ihrer Anamnese allein nur sehr schwer hätte festgestellt werden können.
Nataschas Sensibilisierungen gegen saisonale Allergene (Lieschgras, Birke und Alternaria alternata) könnten der Grund für ihre nasalen Symptome und Atemnot in den Sommermonaten sein, weil die gesamte Allergenbelastung im Vergleich zu den Wintermonaten höher ist.6
Die Interpretation dieser Ergebnisse zusammen mit Nataschas Anamnese und dem Befund der körperlichen Untersuchung versetzte den Hausarzt in die Lage, die Diagnose einer IgE-vermittelten Allergie zu stellen7 – in diesem Fall perenniale allergische Rhinitis (aufgrund von HDM) und saisonale allergische Rhinitis (aufgrund von Lieschgras).
Hausstaubmilben können in Wohnräumen nicht vollständig durch Reinigen beseitigt werden;8 jedoch könnte Natascha ihre Milben-Exposition durch die folgenden Strategien mindern:
Aus ihren Lungenfunktionstests geht hervor, dass Nataschas geringere PEF- und FEV1-Werte auf eine intrapulmonale Atemwegsobstruktion hindeuten,10 die zusammen mit ihrer Anamnese auf Asthma hinweist.11 Ihr FeNO ist erhöht, jedoch ist bei der Interpretation der Ergebnisse Vorsicht geboten, weil das Vorhandensein einer allergischen Rhinitis, selbst in Abwesenheit von offenkundigem, klinischem Asthma zu erhöhten FeNO-Werten führen kann.1†
†Eine Überweisung an einen Allergologen sollte bei Patienten wie Natascha in Erwägung gezogen werden.
*Die golgenden Produkte sind als ImmunoCAP™ Bluttests verfügbar:
- ImmunoCAP Allergen d1, House dust mite
- ImmunoCAP Allergen g6, Timothy
- ImmunoCAP Allergen t3, Common silver birch
- ImmunoCAP Allergen e1, Cat dander
- ImmunoCAP Allergen m6, Alternaria alternata
FEV1: forciertes exspiratorisches Volumen in 1 Sekunde; IgE: Immunglobulin E; kUA/l: allergenspezifische Kilounits pro Liter
Die in diesen Fallstudien und Fotos dargestellten Personen, Orte und Ereignisse stellen weder tatsächliche Patienten dar, noch stehen sie in irgendeiner Weise mit Thermo Fisher Scientific in Verbindung.